Die Brennöfen

Der Töpferofen

Um gebrauchsfertige Tonwaren zu erhalten, ist es notwendig, die getöpferten Gegenstände zu brennen. Hierzu verwendete man in der Anfangszeit den offenen Feldbrand oder den Mailerbrand. Die zu brennenden Stücke wurden in einer Grube aufgeschichtet und mit Stroh und Holz bedeckt.

Beim abschließenden Abbrennen erreichte man Temperaturen von bis zu 600°C. Das Problem bei diesem Verfahren ist die ungleichmäßige Hitzeverteilung innerhalb des Feuers. Durch zu hohe Strahlwärme wird die Keramik unterschiedlich gebrannt und es kann zu Abplatzungen oder der vollständigen Zerstörung der Töpferware kommen.

Nachbau eines fränkischen Töpferofens
Abb.3 Nachbau eines fränkischen Töpferofens aus Geseke, Kr. Soest aus dem 6.-7. Jahrhundert auf dem Sachsenhof in Greven.

Die Entwicklung eines Töpferofens aus Lehm war ein deutlicher Fortschritt. Über einem Gerüst aus Weidenruten wurde ein entsprechender Lehmbau errichtet. Er besteht aus einem rundlichen Ofenraum, in dem sich die Keramik befindet und dem Feuerungskanal. Die Ofenwandung betrug ca. 6- 8 cm. Teilweise wurde der Ofen noch in den Boden eingetieft um die Wärmdämmung zu verbessern.

Aus einer Arbeitsgrube, die vor der Mündung des Feuerungskanals lag, wurde der Ofen befeuert und überwacht. In einem solchen Töpferofen war der gesamte Prozess gut kontrollierbar und es wurde nur ein geringer Teil der Tonware beim Brand beschädigt. Ein Brennvorgang dauerte etwa 8-10 Stunden und es wurden Temperaturen über 600°C erreicht.

Ein solcher Ofen überdauerte viele Brennvorgänge und es können jeweils eine Vielzahl von Gefäßen gleichzeitig gebrannt werden.

Der Rennfeuerofen

Rennfeueröfen dienten der Gewinnung von Metallen aus Erzen. Sie bestanden aus einer Feuergrube, über der sich ein bis 1 Meter hoher, hohler und oben offener, konischer Turm aus Lehm (ggf. spreugemagert und/oder mit Holz verstärkt) mit etwa 4 bis 5 cm Wandungsstärke befand. Am unteren Ende sorgten Zuglöcher für Luftzufuhr. Oft wurden solche Öfen an Hanglagen errichtet, dass der Aufwind für einen guten Zug sorgte.

Für die Eisengewinnung aus Raseneisenerz waren Schmelztemperaturen von mindestens 1100° C erforderlich. Die kleinen Lehmöfen wurden im ersten Arbeitsschritt mit Holz oder Holzkohle vorgeheizt, bis sie eine Temperatur von mehreren Hundert Grad erreicht haben. Danach wurde schichtweise Eisenerz und Holzkohle eingefüllt. Die Verwendung von Holzkohle ist deswegen wichtig, weil diese wesentlich höhere Verbrennungstemperaturen gewährleistet als normales Holz. Wenn der natürliche Luftzug nicht ausreichte, ist die Temperatur durch die zusätzliche Verwendung von Blasebalgen noch weiter hoch getrieben worden. Nach mehreren Stunden wird das Eisen aus dem Eisenerz freigesetzt und rinnt in den unteren Teil des Ofens. Hier sammelt es sich zusammen mit Holzkohle und Schlacke zu einem Gemisch, den man Luppe nennt. Nach dem Erkalten wird die Luppe aus dem Ofen herausgeholt und durch Ausschmieden von den Schlacke- und Holzkohleresten getrennt. Dann erst kann das Eisen verwendet und weiterverarbeitet werden.
Bei der Entnahme der Luppe wurde der Ofen zerstört. Seinen Namen hat der Ofen durch die Tatsache bekommen, dass das Eisen nach unten rinnt. Renn = Rinnfeuerofen.

Der Backofen

Backofen im Wikingerdorf Alfeld
Abb.8 Frühmittelalterlicher Backofen im Wikingerdorf Alfeld

Aus dem von uns gewählten Zeitraum (also um 700) gibt es keine gesicherten Funde von sächsischen Backöfen. Lediglich Funde aus der römischen Kaiserzeit (RKZ) sowie aus England (7. Jahrhundert) sind bekannt. Nach archäologischer Meinung sollen Backöfen aber auch bei den Sachsen verwendet worden sein.
Bei dem angelsächsischen Ofen, der in West Stowe (Suffolk) gefunden wurde, handelte es sich um einen Lehmkuppelofen. Nach einer Rekonstruktion wurde die Basis aus Flintstein gebildet, die mit einer Lage Stroh,- Sand,- und Lehmmischung bedeckt war. Die Wände bestanden aus einem Weidengeflecht, dass von innen und außen mit Lehm beworfen und geglättet wurde. Der Ofen hatte vorne einen niedrigen Eingangstunnel zum Beschicken des Ofens und hinten eine Öffnung für den Rauchabzug. Funktioniert hat der Ofen nach dem Prinzip der Resthitze. Im Ofen wurde ein Holzfeuer entfacht und der Ofen so auf Hitze gebracht. Dann wurde das Feuer herausgekratzt und die Gebäcke in den Ofen gegeben.

Hierzu empfehlen wir diesen Bericht auf rete-amicorum.de:
Experimente mit frühmittelalterlichen Backöfen

Die Köhlerei

Basis eines Grubenmeilers
Abb.9 Basis eines Grubenmeilers

Für die Arbeit in der Schmiede und auch für die Reduktion des Eisens im Rennofen wurde Holzkohle benötigt. Diese wurde durch Erhitzen von Holz in so genannten Meilern gewonnen. Der bekannte Platzmeiler, bei dem Holzscheite um aufgerichtete Pfähle aufgeschichtet, mit Erde und Grassoden abgedeckt und anschließend entzündet wurden, kam im frühen Mittelalter allerdings seltener zur Anwendung. Hier wurden vorzugsweise Grubenmeiler benutzt. Dabei handelt es sich um Gruben, die kessel,- trichter,- oder stufenförmig in den Boden eingetieft waren. Diese wurden mit dem Holz befüllt, befeuert und ebenfalls abgedeckt. So konnte das Holz nicht verbrennen, sondern verkohlte nur allmählich, da kaum Sauerstoff vorhanden war. Während des gesamten Vorganges, der oft auch mehrere Tage dauern konnte, musste ständig darauf geachtet werden dass kein offenes Feuer entsteht. War die Holzmenge vollständig verkohlt, konnte der Meiler geöffnet und die Holzkohle entnommen werden.
Ein solcher Meiler war natürlich kein Bestandteil der sächsischen Hofanlage. Die Köhlerei wurde im Wald an Ort und Stelle durchgeführt.

Bildquellen:
Abb.9: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Montanarchäologie, Goslar, Harzarchäologie