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Wie wir uns definieren

Was machen wir?

Die Frage "Was macht ihr?" ist nicht einfach zu beantworten. Am liebsten würden wir sagen: "Wir machen Frühmittelalter" oder "Darstellung von Sachsen um 700". Darunter können sich die meisten aber nicht allzu viel vorstellen.

Beim Museumsfest in Enger
Beim Museumsfest in Enger

Dann gibt es die Bezeichnungen "Reenactment", "Living History" und "Histotainment". Hierbei handelt es sich um Begriffe, die international bekannt sind.
Unter "Reenactment" versteht man genau genommen eine Neuinszenierung, also Wiederaufführung von konkreten historischen Ereignissen. Diese möglichst auch noch an Originalschauplätzen. Da wir dieses nicht tun, bezeichnen wir uns selbst nicht als "Reenactoren". Leider wird dieser Begriff in Deutschland fälschlicherweise auf alle Geschichtsdarsteller angewendet.
Die Bezeichnung "Living History" (englisch für "gelebte Geschichte") hat seinen Ursprung in der museumspädagogischen Praxis. Es handelt sich hierbei um eine Wissenspräsentation, die dem komplexen Lernverhalten des Menschen gerecht wird und ist gleichzeitig eine Lehrmethode, die weit mehr als oberflächliches Faktenwissen vermittelt. Als "erlebnisorientierte Lernorte" verstehen wir zum Beispiel archäologische Parks, Freilichtmuseen, Burgbelebungen, aber auch verschiedene Präsentationen in Museen.
Beim "Histotainment" handelt es sich um den Versuch, historische Informationen in Form von Unterhaltung zu vermitteln. Dieses können zum Beispiel historische Romane, Historienfilme und Fernsehbeiträge mit zeitgeschichtlichen Themen sein. Auch Mittelaltermärkte fallen für unser Verständnis in diese Rubrik.

Vorführung im Pflegeheim Sultmerberg, Northeim
Vorführung im Pflegeheim Sultmerberg, Northeim

Als Resultat ist für uns herausgekommen, dass die Begriffe "Reenactment", "Living History" und "Histotainment" immer auf die jeweiligen Situationen und nicht auf Personen anzuwenden sind. Mal ein Beispiel: Ein Darsteller, der einen Normannen des 11. Jahrhunderts darstellt, macht "Reenactment", wenn er in Hastings, die Schlacht von Hastings nachstellt; "Living History", wenn er an einer Burgbelebung auf einer französischen Turmhügelburg teilnimmt und "Histotainment", wenn er auf dem Mittelaltermarkt in Hannover- Herrenhausen vor seinem Zelt sitzt. Dennoch bleibt er immer der selbe in der selben Darstellung. Insofern finden wir als Antwort auf die Eingangsfrage: "Wir machen eine historische Geschichtsdarstellung" am treffendsten. Somit sind wir Darsteller in der ganzen Bandbreite.

Auswertung eines Experiments
Auswertung eines Experiments

Bei der Experimentellen Archäologie geht es um die Frage nach dem "Wie". Wie wurden damals Dinge hergestellt, wie wurden Gebäude errichtet, wie wurden Erze verhüttet? Nicht jede Rekonstruktion ist ein Experiment, aber man kann mit Experimenten möglicherweise einen guten Rekonstruktionsansatz erreichen. Die experimentelle Archäologie arbeitet methodisch und mit Messinstrumenten und Dokumentationsmedien. Hypothesen, die bislang nur auf theoretischen Überlegungen basieren, werden unter kontrollierbaren Bedingungen praktisch überprüft. Jedes Experiment muss wiederholbar und das Ziel vorher klar definiert sein. Wichtig ist natürlich auch die fachliche Dokumentation.

Wie wir unser Hobby angehen.

Besuch des Gräberfeldes in Rullstorf
Besuch des Gräberfeldes in Rullstorf

Wie schon auf einer vorhergehenden Seite erwähnt, wollen wir ja Geschichte begreifbar, bzw. greifbar machen. Man muss sich allerdings auch im Klaren darüber sein, dass es unmöglich ist, sich in die realen Lebensweisen des frühen Mittelalters hineinzuversetzen. Dazu sind wir zu stark vom 21. Jahrhundert geprägt.

Wir stellen an uns selbst den Anspruch bei unserer Darstellung möglichst "nah dran" zu sein. Deshalb arbeiten wir nach historischen Grundlagen sowie archäologischen Funden. Dieses ist allerdings oftmals sehr schwierig, da die Fundlage aus unserem Bereich sehr spährlich ist.

Im Gespräch mit Herrn Dr. Wilhelm Gebers am 17.09.2011 vor der Galerie Kulturboden Scharnebeck

Weiterführende Recherche ist also unerlässlich. Wir wälzen Unmengen an Fachliteratur und saugen so ziemlich alles auf, was zeitlich in "unsere Nähe" kommt.

Desweiteren besuchen wir auch immer wieder Ausstellungen in Museen, Fachvorträge, sowie verschiedene Veranstaltungen, die zur Fortbildung dienen. Hier knüpfen wir auch Kontakte zu historischen Fachleuten und experimentellen Archäologen.

Vortrag von Frau Dr. Vera Brieske am 02.11.2019 in der Kulturscheune in Liebenau

Da unser Hauptaugenmerk darauf liegt, die Geschichte begreifbarer zu machen, bevorzugen wir Veranstaltungen mit musealem Charakter und ausgewählte Frühmittelalterlager. Hier zeigen wir unseren Besuchern verschiedene handwerkliche Tätigkeiten, die auf einer bäuerlichen Hofanlage anfielen. Dabei stellt sich für uns die Herausforderung ländliches Leben, wie es auf einem Gehöft stattfand, mit einem Zelt und in einem begrenzten Zeitrahmen entsprechend darzustellen. Diese Herausforderung haben wir angenommen und kommen auf immer neue Ideen, wie das eine oder andere noch besser umzusetzen ist.
Unser Fernziel ist es, ein möglichst umfassendes Bild der Menschen in der damaligen Zeit aufzuzeigen – in ihrer Abhängigkeit von den geografischen und klimatischen Verhältnissen und ihrer eigenen Fähigkeiten.

Die "Aachener Erklärung" haben wir am 11.09.2009 unterzeichnet. Hiermit verpflichten wir uns:
"Leben und Wirken der Menschen aus Vergangenheit und Gegenwart getreu dem aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft und ihren Methoden abzubilden".
"Wir sind frei von jeder politischen, religiösen oder ideologischen Einflußnahme. Wir bekennen wir uns ohne Einschränkung zu religiöser und weltanschaulicher Neutralität, den Werten des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und den Grundsätzen guter wissenschaftlichen Praxis."