Aktuelle Meldungen um 700

Hier haben wir die historischen Ereignisse um 700 einmal in einer etwas anderen Art zusammengetragen.

Titel

Missionierungs-
versuche in Friesland scheitern

Friesland (690). Der angelsächsische Missionar Willibrord stieß beim friesischen König Radbod auf Ablehnung. Aufgrund zu vieler unterschiedlicher Auffassungen kam hier keine Koalition zustande. "Lieber bin ich frei bei meinen friesischen Vorfahren in der Hölle als bei den Franken im Himmel", so Radbod wörtlich. Nach Abschluss der Gespräche ist Willibrord in das Frankenreich gereist, um sich von Pippin dem Mittleren die Erlaubnis zur Predigt erteilen zu lassen.

Willibrord
Willibrord - in Friesland erfolglos!

In Ostfalen nichts neues

Scotelingo (700). Von all den Geschehnissen um sie herum, bekommen die sächsischen Bauern nicht allzu viel mit. Sie sitzen weiterhin auf ihren Hofanlagen und bewirtschaften ihre Hufe Land.

Museum Wolfenbuettel
Offenbar alles ruhig zwischen 531 und 772 ?

Sächsischer Sieg über Brukterer fraglich

Lippe/ Ruhr (ca. 690). Wie bereits berichtet, hatte sich der Bischof Swithbert zu dem Boructuarii begeben und dort viele Menschen für das Christentum gewonnen. Den Meldungen zufolge sollen dann Sachsen in das Land eingefallen sein, die die Boructuarii besiegt hätten. Die Bekehrer selbst sind dem Vernehmen nach zu Pippin dem Mittleren geflohen. Wie wir leider erst heute feststellen, wurde in einer früheren Ausgabe dieses Magazins von einer Unterwerfung der Brukterer berichtet. Diese Meldung ist offensichtlich falsch, da die Boructuarii nicht mit den Brukterern gleichzusetzen sind. Möglicherweise handelte es sich um die Bewohner des Gaues Borathra.
Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

Zwei Missionare getötet

Aplerbeck (693). Misstrauen und Verwirrung führten zu einem tragischen Zwischenfall, bei dem zwei angelsächische Missionare zu Tode gekommen sind. Die beiden frommen und glaubensfreudigen Männer, die wegen ihrer Haarfarbe der weiße und der schwarze Ewald genannt wurden, sangen und beteten ihre Psalmen so offen und frei, dass sie von den heidnischen Männern des Dorfes gehört wurden. Es kam zu einer Auseinandersetzung in deren Verlauf der weiße Ewald durch einen Schwerthieb niedergestreckt wurde. Dem schwarzen Ewald gelang zunächst die Flucht, wurde dann jedoch eingeholt und mit einer Flachsbreche erschlagen. Da das vornehmste germanische Recht, die Gastfreundschaft, gebrochen wurde, wurden die Mörder hart bestraft und des Landes verwiesen.

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Europakarte um 700
Die politische Lage in Nordwesteuropa.© 2010 Christos Nüssli

Willibrord zum Erzbischof geweiht

Rom/ Friesland (695). Der Missionar Willibrord ist vom Papst in Rom zum Erzbischof für das Volk der Friesen geweiht worden. In Friesland selbst steht man dieser Situation jedoch sehr kritisch gegenüber. Es bahnt sich ein Konflikt zwischen Pippin und Radbod an, in dessen Verlauf Pippin die fränkische Grenze weiter vorschieben will.

Pippin reißt Macht an sich

Frankenreich (697). Der Arnulfinger Pippin (der Mittlere), der bereits seit knapp 10 Jahren das Amt des Majordomus inne hatt, legt nun dieses Amt in die Hände seines zweiten Sohnes Grimoald und übernimmt selbst die Leitung des gesamten fränkischen Reiches. Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, soll der merowingische König Childebert III unter Obhut gestellt worden sein und wird entsprechend bewacht.

Utrecht wird Bischofsitz

Utrecht (703). Nach den Auseinandersetzungen zwischen den Franken und den Friesen ist Utrecht nun wieder fränkisch. Der Erzbischof Willibrord richtet sich seinen Bischofssitz ein und verkündet nun hier das Wort der fränkischen Kirche. Auch der Frieden mit Radbod konnte durch die Vermählung von dessen Tochter Theutsind mit Pippins Sohn Grimoald hergestellt werden.

Fränkischer Regent verstorben

Frankenreich (714). Am 16. Dezember diesen Jahres ist der fränkische Regent Pippin der Mittlere verstorben. Nach einigen familiären Auseinandersetzungen fiel das Amt des fränkischen Hausmeiers nun an seinen Sohn Karl Martell.

Karl

Sachsen im Land der Hattuarier

Thüringen (715). Fränkischen Quellen zufolge haben die Sachsen das Land der Hattuarier unterworfen. Unsere Reporter haben sich die betreffenden Jahrbücher noch einmal vorgenommen und sind davon überzeugt, dass wir diesbezüglich lediglich von einem Verwüstungszug reden können. Eine Erweiterung des sächsischen Gebietes hat hier nicht stattgefunden.

Fränkische Feldzüge gegen Sachsen

Weserbergland (718). Offenbar aus Rache für den sächsischen Verwüstungszug gegen die Hattuarier führte der fränkische Hausmeier Karl Martell einen Feldzug gegen die Sachsen durch. Dem Vernehmen nach wurde hier das ganze Land bis zur Weser verwüstet. Die Schadenhöhe steht bislang noch nicht fest. Wie der Berichterstattung von Fredegar zu entnehmen ist, wurden die Sachsen nicht als Feinde, sondern als Aufrührer und "verruchte Heiden" tituliert. Experten vermuten deshalb, dass es sich bei dem sächsischen und friesischen Heidentum um einen ganz besonderen Punkt handelte, den zu beseitigen galt. Unser Glaubensbeauftragter vor Ort bestätigte uns, dass das Heidentum der Araber bei den Franken keine große Rolle spielt. Wie aus gut unterrichteten Quellen hervorgeht, sind weitere Feldzüge nach Sachsen für die Jahre 720, 724, 728 (?) und 738 geplant.

Karl Martell tot !

Frankenreich (741). Wie soeben als Eilmeldung eingetroffen, ist der fränkische Hausmeier Karl Martell plötzlich und unerwartet verstorben. Es sei geplant ihn in St. Denis beisetzen zu lassen. Das Amt des Hausmeiers teilen sich künftig seine beiden ältesten Söhne Karlmann und Pippin (der Jüngere). Während Pippin Neustrien, also die romanische Hälfte des Reiches übernehmen wird, soll Karlmann nun für Austrasien, die deutsche Reichshälfte, verantwortlich sein.

Grifo in Haft ?

Frankenreich (741). Der Halbbruder der beiden neuen Amtsinhaber des fränkischen Reiches Karlmann und Pippin (der Jüngere) ist nach den Kämpfen um die Macht leer ausgegangen. Offenbar ist er von seinen Halbbrüdern in Arrest genommen worden. Es bahnt sich nun ein Konflikt mit dem bairischen Herzoghaus an, mit dem Grifo veschwägert ist. Wie verlautet soll der bairische Herzog Odilo über sächsische Hilfstruppen verfügen.

Erneut Feldzüge gegen Sachsen

Sachsenland (743/ 744). Wegen der bairisch-sächsischen Beziehungen schien sich Karlmann veranlasst zu haben in diesen beiden Jahren in Sachsen einzufallen. Von offizieller Seite her sollten die Machthaber in Sachsen in ein Unterordnungsverhältnis des fränkischen Reiches gebracht werden. Augenzeugen berichten von Massentaufen und Treueschwüren, die angeblich abgeleistert worden sind.

Karlmann dankt ab – Grifo frei

Monte Soracte (747). Überraschende Meldungen aus dem fränkischen Reich. Der Hausmeier Karlmann hat seiner Herrschaft entsagt und sich in ein Kloster auf dem Monte Soracte zurückgezogen. Zu seinen Beweggründen machte er gegenüber diesem Magazin keine Angaben.
Als erste eigene Amtshandlung entliess Pippin der Jüngere den gemeinsamen Halbbruder Grifo aus der Haft.

Neue Verwüstungen in Sachsen

Ohrum/ Schöningen (748). Die Auseinandersetzungen zwischen Pippin und Grifo nehmen kein Ende. Wie unabhängige Beobachter festgestellt haben hält Grifo sich nun in Ohrum an der Oker auf. Wie es scheint sammelt er Truppen um sich. Nach Medienberichten aus dem fränkischen Reich hat Pippin bereits die Verfolgung aufgenommen und marschiert durch Thüringen bis Schöningen. In öffentlicher Verlautbarung heißt es, dieser Feldzug war nötig, da die Sachsen ihre gelobte Treue gegenüber dem einstigen Hausmeiers Karlmann gebrochen hätten. Augenzeugen berichten von sehr vielen Taufen und Bekehrungen zum Christentum. Auch heißt es, dass Pippin fast ganz Sachsen verwüstet und Befestigungen zerstört hätte. Eine Bestätigung dieser Berichte liegt diesem Magazin bislang nicht vor.

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Karolus Fillius Pippinae

Frankenreich (748). Freudiges Ereignis bei den Arnulfingern. Voller Stolz gab der fränkische Regent Pippin bekannt, dass ihm ein Sohn geboren wurde. Er soll Karl genannt werden und wird sicher einmal ein ganz Großer, so der frisch gebackene Vater zu unserem Reporter.

Karl

Erster Karolinger auf fränkischen Thron

Soissons (751). Als erster Karolinger hat Pippin der Jüngere den fränkischen Thron bestiegen. Dieses geschah mit Zustimmung des Papstes Zacharias. Der bisherige merowingische König Childerich III wurde abgesetzt und in ein Kloster verbannt. Durch die Annerkennung des Königtums durch die Kirche fühlte sich Pippin verpflichtet, die Missionstätigkeit in Norddeutschland von staatlicher Seite aus zu fördern. Als eine der ersten Amtshandlungen gab er an, dass er die sächsische Unterwerfung erzwingen und die Zerstörung neu gegründeter Kirchen vergelten würde.

Die weiteren Aussichten:

Nordwesteuropa (nach 751). Heiter bis wolkig und unbeständig. Mit strichweisen Unruhen und Verwüstungen ist zu rechnen. Es wird empfohlen die Nähe des Kreuzes zu suchen.

Impressum:

Verlag und Redaktion: Scotelingo.de, Chefredakteur: Ulrich Klages, Stellv. Chefredakteurin: Kathrin Homann, Wichtigster Mitarbeiter: Kaffeemaschine,

Die nächste Ausgabe erscheint nicht vor 815

Bildquellen:
Karte: © 2010 Christos Nüssli, www.euratlas.com
Bild links unten (verändert) und rechts Mitte: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart