Das sächsische Bauernhaus

Zeichnerische Rekonstruktion eines Langhauses
Abb.1 Zeichnerische Rekonstruktion eines Langhauses nach Befunden aus Warendorf

Zentraler Punkt einer altsächsischen Hofanlage war das Haupthaus. Dieses wurde wegen seiner Form und Größe auch als Langhaus bezeichnet. Typisch für die sächsische Bauweise ist der schiffsförmige Verlauf der Längswände. Diese Gebäude erreichten Längen zwischen 20 und 30 Metern sowie Breiten von 5 bis 8 Metern. Die Größe des Langhauses war vermutlich auch auch vom sozialen Status des Besitzers abhängig. Um den vorherrschenden Westwinden möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, waren sie ostwestorientiert ausgerichtet. Die Schmalseiten des Hauses waren dewegen besonders verengt gebaut. Unter dem First befand sich an beiden Seiten jeweils ein Rauchabzug. Diese Dachöffnungen wurden "Windaugen" genannt. Daraus leitet sich das engl. Wort "Windows" für Fenster her. Der Haupteingang wurde meist in der Mitte der Längswand angelegt. Einen Zugang zum Stallteil an der nordwestlichen Seite des Hauses ist ebenfalls in Einzelfällen nachgewiesen.

Rekonstruktion eines sächsischen Langhauses aus dem 7./8. Jahrhunder
Abb.2 Rekonstruktion eines sächsischen Langhauses aus dem 7./8. Jahrhundert aus verschiedenen Befunden.

Das Gerüst des Hauses besteht aus tragfähigen Hölzern. Vorzugsweise wurde Eiche verwendet. Die Hölzer wurden untereinander verzapft und ggf. mit Holznägeln verbunden. Das Bauholz wurde vor der Verarbeitung entrindet um einer vorzeitigen Zerstörung durch Schädlinge und Feuchtigkeit vorzubeugen. Die tragenden Pfosten waren in den unteren Partien zumeist angekohlt, um hier eine zusätzliche Härtung für einen besseren Schutz gegen Bodenfeuchtigkeit zu erhalten. Die Dachlast wurde durch eine Sparrendachkonstruktion auf die Wandpfosten verlagert. Man hatte so freiere Innenräume, da keine dachtragenden Innenpfosten mehr nötig waren. Die Wände bestanden oft aus einem Rutengeflecht, dass mit Lehm verschmiert wurde. Die Dacheindeckung erfolgte in der Regel mit Schilf (Reet) oder auch Schindeln. Die Lebensdauer eines solchen Langhauses betrug etwa 30 bis 40 Jahre, was auch der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Menschen in dieser Zeit entspricht.

Langhaus auf dem Sachsenhof in Greven
Abb.3 Das Langhaus auf dem Sachsenhof in Greven ist ebenfalls in der Dachsparrenkonstruktion errichtet worden. Hier bildet das Dach an den Schmalseiten jedoch keinen Giebel, sondern hat hier abgeschrägteDachflächen (Walmdach).

Das Langhaus gliederte sich in Stall, Diele und Wohnteil. Während sich meist auf der westlichen Seite des Gebäudes die Viehboxen mit dem aufgestallten Vieh befanden lag der Wohntrakt im gegenüberliegendem Teil. In der Mitte des Hauses war die Diele mit der Feuerstelle. Hier wurden vermutlich auch die weiteren häuslichen Tätigkeiten verrichtet.

Literatur- und Quellenangabe:
Armbruester, Tanja - Haus, Hof und Dorf im Frühmittelalter in den Gebieten nördlich der Mittelgebirge
Ellermann, Nicole und Eggenstein, Georg - Der Sachsenhof in Greven, Schriftenreihe des Heimatvereins Greven, 2001
Steinmetz, Wolf- Dieter - Ostfalen im 8. Jahrhundert, Merowinger und Karolinger zwischen Harz und Heide, 1998